Der Henker (auch bekannt als Scharfrichter, Nachrichter, Freimänner, Züchtiger oder Strenge) war der Vollstrecker der Todes- und Leibesstrafen im Mittelalter. Bereits im Römischen Reich gab es Personen, die die Vollstreckung der Todesstrafe oder ähnliche Aufgaben ausführten, darunter die Folterung.
Der Feuertod war im Römischen Reich der Spätantike eine verbreitete Form der Todesstrafe. Im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit wurden unbußfertige Ketzer, die der Häresie für schuldig befunden und deshalb zum Tod verurteilt wurden, üblicherweise auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. Dasselbe geschah bei den Hexenverfolgungen.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Amt des Henkers, insbesondere im Zusammenhang mit der Professionalisierung des Strafvollzugs im 13. Jahrhundert. Henker führten ihre Aufgabe mit verschiedenen Methoden aus, von der Hinrichtung durch den Strang bis zur Guillotine. Die Arbeit der Henker war von Grausamkeit und moralischen Dilemmata geprägt. Sie waren diejenigen, die das Urteil vollstreckten und die letzten Momente der Verurteilten begleiteten. Ihre Rolle in der Gesellschaft war umstritten, und ihre Namen sind untrennbar mit der Geschichte der Todesstrafe verbunden.
Wer waren diese Henker, und wie viel wissen wir über sie?
Fernando Álvarez de Toledo
Fernando Álvarez de Toledo Don Fernando Álvarez de Toledo y Pimentel, 3. Herzog von (Duque de) Alba (* 29. Oktober 1507 in Piedrahíta, Kastilien; + 11. Dezember 1582 in Lissabon) war ein spanischer Adliger, Feldherr und Staatsmann im Dienste des Kaisers und spanischen Königs Karl V. und dessen Sohnes, des spanischen Königs Philipp II.
Seine Rolle als oberster Scharfrichter von König Phillip II. von Spanien war jedoch nur eine von vielen in seiner vielseitigen Karriere.
Er gilt als einer der herausragenden militärischen und diplomatischen Diener der spanischen Krone des 16. Jahrhunderts und ist vor allem wegen seiner Stellung im Achtzigjährigen Krieg bekannt: In den Niederlanden unterdrückte er den Aufstand gegen die spanische Herrschaft so brutal, dass er später auch der "Eiserne Herzog" genannt und zu einem zentralen Feindbild der "schwarzen Legende" wurde. Während seiner Amtszeit als Gouverneur der Niederlande ließ er Tausende von Niederländern hinrichten.
Das Wirken des Herzogs von Alba festigte für mehrere Jahrzehnte Spaniens Weltmachtstatus. Von manchen Spaniern wird er immer noch als großer und erfolgreicher Kriegsherr verehrt. Außerhalb von Spanien wird er häufig als "Henker der Niederlande" angesehen.
Franz Schmidt
Franz Schmidt wurde vermutlich im Jahr 1555 in Hof als Sohn des später in Bamberg tätigen Scharfrichters Heinrich Schmidt geboren. Heinrich, der ursprünglich Vogelfänger war, wurde im Jahr 1553 nach einer alten Regel, nach der die Obrigkeit einen Menschen nach Gutdünken zum Henker bestimmen konnte, ausgewählt.
Von 1573 bis April 1578 war Franz Schmidt Scharfrichter in der Gegend von Bamberg und vom 1. Mai 1578 bis Ende 1617 Scharfrichter in Nürnberg. Am 7. Dezember 1579 heiratete er Maria Beck (auch: Peck) (+ 1600), mit der er sieben Kinder hatte, von denen ihn zwei Töchter und zwei Söhne überlebten. Schmidt wohnte mit Maria und den Kindern im Henkerhaus Nürnberg.
Schmidt setzte alles daran, den Makel seines unehrlichen Berufs abzustreifen und seine Familie von der mit dem Scharfrichteramt verbundenen gesellschaftlichen Ächtung zu befreien. So erwarb er 1593 das Nürnberger Bürgerrecht und betätigte sich (wie viele Scharfrichter) zusätzlich auf medizinischem Gebiet, zugunsten dessen er 1617 seinen Dienst aufgab.
Am 12. September 1624 sprach Kaiser Ferdinand II. ihn, nachdem er in einem Brief um eine förmliche Wiederherstellung der Familienehre gebeten hatte, ehrlich.
Von 1573 bis 1617 führte Franz Schmidt ein detailliertes Verzeichnis der von ihm vollzogenen Strafen, das 361 Hinrichtungen und 345 Leibstrafen (mit Ruten ausstreichen, Ohren abschneiden, Finger abschlagen) umfasst. Die einzelnen Einträge enthalten Datum, Ort und Methode der Exekution, Name, Herkunft und Stand des Verurteilten und - in späteren Jahren ausführlicher als in den früheren Angaben - Schilderungen der dem Urteil zugrunde liegenden Verbrechen.
Meister Franz vollzog Exekutionen mit dem Strang, dem Schwert, dem Rad, dem Feuer und durch das Wasser. Dabei war das Rädern den Fällen schwerster Gewaltkriminalität vorbehalten, Verbrennungen vollzog Meister Franz in seiner gesamten Berufslaufbahn nur zweimal (homosexuelle Unzucht und Falschmünzerei), und das Ertränken - in der Constitutio Criminalis Carolina für Kindsmord vorgeschrieben - wurde in Nürnberg, nicht zuletzt auf seine und die Intervention einiger Geistlicher hin, regelmäßig gnadenhalber in die Schwertstrafe verwandelt.
Jan Mydlar
Jan Mydlar (deutsch Johann Seifenmacher), (* 1572; + 15. März 1664 in Prag) war der berühmteste Henker in der tschechischen Geschichte. Er war ein Sohn des Chrudimer Stadtschreibers Mydlar und Gründer der Mydlar-Dynastie in Kattowitz.
Er ist nach dem Ständeaufstand bekannt geworden durch seine Hinrichtung an böhmischen Adeligen im Jahre 1621. Die hingerichteten Männer waren, bis auf einen Katholiken, alle Protestanten. Sie hatten sich zu einem Aufstand gegen den Habsburger Matthias zusammengeschlossen. Am 21. Juni 1621 wurden auf dem Altstädter Ring zwischen 5 und 9 Uhr morgens 27 Männer hingerichtet. Dabei wurden 24 von ihnen geköpft und 3 wurden gehängt.
Jan Mydar, der selbst dem utraquistischen Glauben anhing, benötigte für die Hinrichtungen vier Stunden und vier Schwerter. Er berechnete für sich und seine Helfer eine Summe von 584 Schock Meißner Groschen. Der königliche Statthalter Karl von Lichtenstein zahlte ihm sogar 634 Schock aus, etwa den Gegenwert eines Bürgerhauses. Die Köpfe von zwölf Hingerichteten und die rechte Hand des Grafen Joachim Andreas von Schlick, eines der wichtigsten Führer des Aufstandes, wurden an den Altstädter Turm der Karlsbrücke genagelt, wo sie zur Abschreckung zehn Jahre lang blieben. Die Hinrichtungen waren beispiellos, nicht nur wegen der großen Anzahl, sondern weil die Verurteilten von hohem gesellschaftlichen Ansehen aus der böhmischen Gesellschaft waren. Unter den Hingerichteten befanden sich Christoph Harant von Polschitz und Weseritz und Kaspar Cappleri de Sulewicz. Nach den Hinrichtungen folgten Repressalien gegen Protestanten in Böhmen.
Jan Mydlar war dafür bekannt, bei seinen Hinrichtungen eine rote Kapuze zu tragen.
Mydlar ist eine Hauptfigur in einem Roman von Josef Svátek. In dieser Geschichte wurde der junge Mydlar Scharfrichter aufgrund einer unglücklichen Liebe, kurz vor dem Abschluss eines medizinischen Studiums.
Richard Brandon
Richard Brandon (gestorben am 20. Juni 1649) war von 1639 bis 1649 der Henker von London, der manchmal "Young Gregory" genannt wurde. Richard Brandon wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt in London als Sohn des Londoner Henkers Gregory Brandon und seiner Frau Alice geboren. Gregory Brandon war 1611 Henker geworden und lebte damals mit seiner Familie in der Rosemary Lane, Whitechapel (heute bekannt als Royal Mint Street). Es gab viele Gerüchte über die grausame Erziehung seines Sohnes Richard. Im Zuge der Ausbildung für seine zukünftige Aufgabe soll Richard Brandon streunende Katzen und Hunde enthauptet haben. Er arbeitete in späteren Jahren mit seinem Vater zusammen und trat um 1639 die Nachfolge an, wobei er die Position angeblich durch Erbschaft erhielt.
Als Henker von London war Richard Brandon für mehrere bemerkenswerte Hinrichtungen während des Englischen Bürgerkriegs verantwortlich, darunter King Charles' Berater Thomas Wentworth, 1. Earl of Strafford, am 12. Mai 1641 und Erzbischof von Canterbury William Laud am 10. Januar 1645. Nachdem er auch noch 1649 als Henker von London agierte, wird er häufig als Henker Karls I. bezeichnet. King Charles I (* 19. November 1600 in Dunfermline; + 30. Januar 1649 in London) aus dem Haus Stuart war von 1625 bis 1649 König von England, Schottland und Irland.
Der Henker Karls I. und sein Assistent waren hinter falschen Perücken und Bärten verborgen, ihre Gesichter waren mit groben Masken bedeckt. Die Hinrichtung Karls I. wurde fachmännisch durchgeführt, mit einer einzigen sauberen Schnittwunde am Hals, was möglicherweise darauf hindeutet, dass der Henker erfahren war, und auf jemanden wie Brandon hindeutet, der sehr stolz auf den Umgang mit einer Axt war.
Jack Ketch
John Ketch (+ 1686), allgemein bekannt als Jack Ketch, war ein englischer Scharfrichter (Henker) unter König Karl II. von England. Der irische Einwanderer war vermutlich ab 1663 als Scharfrichter tätig und war für seine brutalen Hinrichtungen berüchtigt. Ketch war Nachfolger des verstorbenen Edward Dun, bei dem er in die Lehre gegangen war. Sein Name wurde zum Synonym für den Tod, den Teufel und den Henker im Allgemeinen.
Die Hinrichtung von Lord William Russell am 21. Juli 1683 durch Jack Ketch wird als äußerst blutig überliefert. Die ersten Hiebe der Axt waren unsauber ausgeführt und führten nicht zum Tod des Delinquenten. Danach kursierte ein Pamphlet mit dem Titel 'The Apologie of John Ketch, Esquire', in dem Ketch behauptet, dass Russell den Kopf nicht richtig auf den Richtblock gelegt hatte und er deshalb beim Schlag abgelenkt war. Als zwei Jahre später, am 15. Juli 1685, der Duke of Monmouth zum Schafott ging, gab er Jack Ketch Geld, damit er seine Sache besser verrichte als seinerzeit bei Russell. Dennoch benötigte Ketch auch diesmal mehrere Hiebe (die Quellen sprechen von bis zu acht Schlägen mit der Axt) und trennte den Kopf letztendlich mit einem Messer vom Körper ab.
Im Jänner 1686 beleidigte Jack Ketch im Bridewell Gefängnis einen Sheriff. Sein Assistent, Paskah Rose, der zuvor als Metzger tätig war, nahm seinen Platz am 28. Mai 1686 ein. Nach einer Verurteilung wegen Raubes wurde Paskah Rose selbst in Tyburn gehängt und Jack Ketch wurde wieder als Henker eingestellt. Ketch starb im November 1686.
Charles-Henri Sanson
Chevalier Charles-Henri Sanson de Longval (* 15. Februar 1739 in Paris; + 4. Juli 1806 ebenda) war ein französischer Henker, seit 1778 offizieller Henker von Paris und wurde als der Scharfrichter der Französischen Revolution bekannt. Die vielleicht aufsehenerregendste Hinrichtung, die Charles-Henri Sanson durchführte, war die von König Ludwig XVI. am 21. Januar 1793. Henri-Sanson übte seinen Beruf über 40 Jahre lang aus und soll fast 3.000 Menschen hingerichtet haben.
Charles-Henri Sanson wurde als ältester Sohn von Charles-Jean-Baptiste Sanson (1719-1778) sowie dessen erster Ehefrau Madeleine Tronson geboren. Er entstammt einer Henkersfamilie, die, ursprünglich aus Schottland stammend, sich in Abbeville in der Picardie niedergelassen hatte und dort wichtige Ämter bekleidete. Ein Zweig der Familie übte seit 1688 das Scharfrichteramt in Paris und Versailles aus: Charles-Louis Sanson (1635-1707), ein Nachfahre des Kartografen Nicolas Sanson, war 1662 Leutnant im Regiment des Marquis von La Boissière. Er heiratete 1675 Marguerite Jouënne (+ 1681), die Tochter des Henkers von Rouen, Pierre Jouënne. Er musste seine Militärlaufbahn beenden und ging 1687 als Witwer nach Paris. Am 24. September 1688 trat er das Erbe des Pariser Henkersamtes seines Vorgängers Nicolas Levasseur an und ehelichte 1699 Jeanne-Renée Dubut. Der Sohn aus erster Ehe, Charles Sanson (* 1681, + 25. September 1726), übernahm das Amt von 1707 bis 1726 und heiratete 1707 Anne-Marthe Dubutt. Sein Nachfolger war sein Sohn Charles-Jean-Baptiste Sanson. Wegen dessen Minderjährigkeit (7 Jahre) vertraten ihn seine Mutter und deren zweiter Ehemann, François Prudhomme, als "Regent" (frz. régent, offizieller Titel eines Interimshenkers) bis 1739. Charles-Henri Sanson wurde zunächst in der Klosterschule von Rouen erzogen, bis er 1753 als Vierzehnjähriger durch die Indiskretion des Vaters eines anderen Schülers, der bei einem Besuch von Charles-Henris Vater in diesem den Henker erkannt hatte, die Schule zum Bedauern des Leiters verlassen musste, um ihren guten Ruf nicht zu gefährden. Charles-Henri erhielt fortan Privatunterricht und ging an die Universität Leiden, um Arzt zu werden. Er hegte eine besondere Abneigung gegen das erbliche Gewerbe seiner Familie.
Einer schweren Lähmung seines Vaters und dem Durchsetzungsvermögen Anne-Marthe Sansons, seiner Großmutter väterlicherseits, ist es zuzuschreiben, dass Charles-Henri sein Medizinstudium abbrach und den verhassten Beruf des Henkers zur Existenzsicherung seiner Familie 1754 antrat. Als Henker (bourreau) wurde er als "Monsieur de Paris" - "Der Herr aus Paris" (im Sinne von ein gewisser Herr aus Paris) - bekannt.
1757 assistierte Charles-Henri Sanson seinem Onkel Nicolas-Charles-Gabriel Sanson (1721-1795, Henker von Reims) bei der extrem grausamen Verstümmelung und Hinrichtung des Königsattentäters Robert François Damiens. Sein Onkel quittierte danach den Dienst als Henker.
1778 bekam Charles-Henri Sanson schließlich offiziell den blutroten Mantel, das Zeichen des Henkermeisters, von seinem Vater Charles-Jean-Baptiste. Er hatte dieses Amt inne, bis sein Sohn aus zweiter Ehe, Henri Sanson (1767-1830) ihn anno 1793 ablöste. Charles-Henri Sanson führte 2918 Enthauptungen durch, darunter die Ludwigs XVI., obgleich er selbst ein Anhänger der Monarchie war. Die Königin Marie Antoinette wurde von seinem Sohn Henri enthauptet. Später folgten auf der Guillotine eine Reihe prominenter Revolutionäre wie Georges Danton, Camille Desmoulins, Maximilien de Robespierre oder Antoine de Saint-Just, deren Verurteilung Charles-Henri Sanson mit Genugtuung zur Kenntnis nahm.
Henri Sanson (1767-1840) hatte dieses Amt 47 Jahre inne. Er war Revolutionssoldat (Sergent, dann Kapitän der Nationalgarde von Paris, später der Artillerie und Polizei der Tribunale) und Henker, guillotinierte u. a. Marie Antoinette und den Chefankläger Antoine Quentin Fouquier-Tinville (1795). Sein jüngerer Bruder Gabriel (1769-1792), seit 1790 Assistent seines Vaters Charles-Henri und Bruders Henri, war beim Zeigen eines abgeschlagenen Hauptes durch Sturz vom Gerüst zu Tode gekommen.
Giovanni Battista Bugatti
Giovanni Battista Bugatti (* 1779; + 1869), der auch als Mastro Titta ("Meister der Gerechtigkeit") bekannt war, arbeite fast 70 Jahre lang als Henker für den Kirchenstaat von 1796 bis 1864. Während seiner Amtszeit führte Giovanni Battista Bugatti 516 Hinrichtungen aus. Im Alter von 85 Jahren wurde er von Papst Pius IX. mit einer monatlichen Rente von 30 scudi pensioniert. Sein Nachfolger war sein bisheriger Assistent Vincenzo Balducci. Bugatti bezeichnete seine Exekutionen als Gerechtigkeiten und die Verurteilten als Patienten.
Die erste von ihm ausgeführte Hinrichtung fand am 22. März 1796 statt. Bis zur Einführung der Guillotine durch die französische Besatzungsmacht war die Enthauptung mit der Axt oder Hängen die Hinrichtungsmethode. Die erste Guillotinierung fand am 28. Februar 1810 statt. Hingerichtet wurde eine Frau, die ihren Ehemann durch Gift ermordet hatte, als sie herausfand, dass er einen Liebhaber hatte.
Sein Diensteinkommen bestand in einer Wohnung und Anteilen an bestimmten Steuern des Staates, unabhängig von der Zahl der Hinrichtungen. Für die eigentliche Hinrichtung bezog er nur einen symbolischen Lohn von je 3 Centesimi (= 0,03 Lire). Damit sollte ausgedrückt werden, dass er nicht des Geldes wegen tötete. Er wird als klein und stattlich und stets gut gekleidet beschrieben. Er besuchte die Kirche Santa Maria in Traspontina, war verheiratet, hatte aber keine Kinder. Neben seiner Tätigkeit für die Justiz bemalte er Schirme u. a. mit Papstporträts, die an Pilger und Touristen verkauft wurden. Den Stadtteil Trastevere, wo er wohnte, durfte er nur für Amtsgeschäfte verlassen. Offiziell diente dies seinem eigenen Schutz für den Fall, dass Familienangehörige der von ihm Hingerichteten an ihm Rache nehmen wollten. Aber ebenso dürfte dies mit dem Aberglauben zu tun haben, der mit seiner Tätigkeit verknüpft war. Wenn aber Mastro Titta über die Brücke ging, bedeutete dies für die Römer, dass eine Hinrichtung bevorstand, und die Menschen versammelten sich, um dem populären Schauspiel beizuwohnen. Eine seiner Hinrichtungen, die am 8. März 1845 stattfand, wird von Charles Dickens in seinem Werk Pictures From Italy beschrieben. Bugattis blutbefleckter Umhang, seine Äxte und seine Guillotine sind im Kriminalmuseum in Rom (Museo Criminologico, Via del Gonfalone 29) ausgestellt. Die Guillotine ist von sehr eigentümlicher Bauart (gerade statt schräger Schneide; Lunette V - statt halbkreisförmig).
William Marwood
William Marwood (* 1818 in Goulceby with Asterby, East Lindsey; + 4. September 1883 in Horncastle, Lincolnshire) war ein von der britischen Regierung beauftragter Scharfrichter. Er entwickelte die als langer Fall (long drop) bekannt gewordene Technik des Hängens.
William Marwood lernte im Familienbetrieb seines Vaters das Schuhmacherhandwerk. In Bolingbroke, Lincolnshire, war er als Schuhmachermeister tätig, bevor er 1855 ein Geschäft in der Church Lane in Horncastle eröffnete, in dem er Schuhe fertigte und verkaufte. Daneben betätigte er sich als Methodistenprediger in Horncastle.
Im Alter von 54 Jahren überredete er den Direktor des Gefängnisses von Lincoln Castle ihm zu erlauben, eine Hinrichtung durchzuführen. Im Vorfeld hatte er bereits Versuche mit verschiedenen Seillängen und Gewichten unternommen und sich in Anatomie gebildet. Ihm wird auch die Einführung der geteilten Falltür zugeschrieben. Marwood entwickelte die Technik des langen Falls, die sicherstellte, dass der Delinquent durch den Fall sofort an Genickbruch starb. Dies hielt er für eine humanere Methode als den langsamen Tod durch Strangulation bei der Technik des kurzen Falls.
Die effiziente Weise, in der er das Hängen von William Frederick Horry am 1. April 1872 ausführte, trug mit zu seiner Ernennung als Henker von London und Middlesex im Jahr 1874 bei. Er trat die Nachfolge von William Calcraft an und erhielt ein jährliches Salär von 20 £ sowie 10 £ für jede Exekution. Marwood führte auch Tabellen ein, die abhängig vom Gewicht des Verurteilten die jeweils nötige Seillänge bemaßen.
In seiner neunjährigen Tätigkeit als Henker exekutierte Marwood 176 Verurteilte, darunter acht Frauen. 26 Hinrichtungen vollstreckte er in Irland, und weitere sieben in Schottland: William Frederick Horry, der erste von Marwood für den Mord an seiner Frau exekutierte Delinquent und die erste Person, die mit der Methode des langen Falls am 1. April 1872 auf Lincoln Castle gehängt wurde. Henry Wainwright, ein Bürstenbinder, der seine Geliebte Harriet Lane im September 1874 ermordete und ihren Körper in einem Lager begrub, das er besaß. Als er im darauffolgenden Jahr Konkurs anmelden musste, grub er den Körper im September 1875 wieder aus und wurde beim Versuch, die Leiche fortzuschaffen, verhaftet. Am 21. Dezember 1875 fand im Newgate-Gefängnis die Hinrichtung statt. Dieser Kriminalfall erregte seinerzeit mehr öffentliches Aufsehen als die Verbrechen von Jack the Ripper. Charles Peace, ein Dieb und mehrfacher Mörder, der im Gefängnis von Armley, Leeds, Yorkshire, am 25. Februar 1879 gehängt wurde. Kate Webster, eine irische Magd, die für den Mord an ihrer Arbeitgeberin Julia Martha Thomas im Londoner Gefängnis Wandsworth am 29. Juli 1879 gehängt wurde. Phoenix-Park-Morde: Joe Brady und vier weitere Mitglieder der Irish National Invincibles, eine radikale Splittergruppe der Irish Republican Brotherhood, wurden im Kilmainham Gaol in Dublin 1883 gehängt. Sie hatten den frisch ernannten Chief Secretary for Ireland Lord Frederick Cavendish und den Untersekretär für Irland Thomas Henry Burkewith im Dubliner Phoenix Park ermordet.
James Berry
James Berry (* 8. Februar 1852; + 21. Oktober 1913) war von 1884 bis 1891 englischer Henker. Berry wurde in Heckmondwike im West Riding of Yorkshire geboren, wo sein Vater als Wollstapler arbeitete. Sein wichtigster Beitrag zur Wissenschaft des Erhängens war seine Verfeinerung der langen Drop-Methode, die von William Marwood entwickelt wurde, den Berry recht gut kannte. Seine Verbesserungen sollten das geistige und körperliche Leid verringern, und einige von ihnen blieben bis zur Abschaffung der Todesstrafe für Morde üblich. Ein Einblick in Berrys Verhalten und Methoden kann im Buch 'My Experiences as a Executioner' gelesen werden, in dem er seine Methoden beschreibt und sich an die letzten Momente einiger der Menschen erinnert, die er hinrichtet.
James Berry begann seine Karriere als Assistent von William Marwood. Im viktorianischen Zeitalter wurde er dann selbst zu einem berühmten Scharfrichter. Er diente acht Jahre lang bei der Polizei von Bradford und versuchte sich dann als Stiefelverkäufer. Da er nicht genug verdiente, um seine Familie zu ernähren, bewarb er sich nach dem Tod von William Marwood im Jahr 1883 um den Posten des Henkers, hatte jedoch trotz der engeren Wahl keinen Erfolg, bis die kurze Amtszeit von Bartholomew Binns vorüber war. Berry war der erste britische Henker, der gebildet und kommunikativ genug war, um frei über seine Arbeit schreiben zu können. Er betrachtete den Henker als das letzte Glied in der "Kette der rechtlichen Vergeltung", wie er es nannte.
Er war der Henker, dem es 1885 nicht gelang, John Babbacombe Lee - "Der Mann, den sie nicht hängen konnten" - zu hängen. Nach drei Versuchen, bei denen sich die Falltür wiederholt nicht öffnen ließ, wurde Lees Strafe in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Bei der Hinrichtung von Robert Goodale am 30. November 1885 in Norwich war das verwendete Seil zu lang und Goodale wurde durch das Seil enthauptet. Berrys Amtszeit endete, nachdem der Gefängnisarzt des Kirkdale-Gefängnisses in sein Urteil über die angemessene Länge des Seils eingegriffen hatte. Berry machte einen Kompromiss, aber der Verurteilte John Conway wurde beinahe enthauptet. Im März 1892 schrieb Berry sein Rücktrittsschreiben, wohl ohne zu wissen, dass das Innenministerium bereits im Oktober des Vorjahres entschieden hatte, dass "die Anstellung von Berry als Henker den High Sheriffs nicht länger empfohlen werden sollte". Berry führte in seinen sieben Amtsjahren 131 Hinrichtungen durch, darunter fünf Frauen. Im Jahr 1889 erhängte er William Bury, einen Mann, der verdächtigt wurde, der berüchtigte Serienmörder Jack the Ripper zu sein. In seinem Buch "My Experiences as an Executioner" erwähnt James Berry nicht die Whitechapel-Morde, für die es immer mehrere Verdächtige gab. Seine Überzeugung, dass Bury und "Jack the Ripper" ein und dasselbe seien, wurde jedoch in seinen Memoiren veröffentlicht, die in Thomsons Weekly News vom 12. Februar 1927 erschienen.
Albert Gustaf Dahlman
Albert Gustaf Dahlman (* 17. Februar 1848 in Norberg, als Anders Gustaf Dalman); + 30. Juli 1920 in Stockholm) war von 1885 bis zu seinem Lebensende ein schwedischer Scharfrichter und der letzte, der ein Todesurteil in Schweden vollzogen hat.
Dalman entstammte einer Familie von Handwerkern und Bauern. Sein Großvater war Schuhmacher und sein Vater war Landwirt, beide gehörten dem Mittelstand an. Nach seiner Militärlaufbahn – er war seit 1868 im Västmanland-Regiment stationiert und erreichte den Dienstgrad eines Unteroffiziers - wurde Dahlman am 5. August 1885 als Scharfrichter der Hauptstadt Stockholm sowie der Provinz Stockholms län eingesetzt. Von 1887 an war er der einzige Scharfrichter in Schweden, nachdem Per Petter Christiansson Steineck in die Vereinigten Staaten ausgewandert war. Bis ins 17. Jahrhundert hinein war der Henker ein Gemeindebeamter, der vom Bürgermeister oder dem Rat der Stadt ernannt wurde. Auf Befehl König Christians II. sollte jede Stadt einen eigenen Henker haben. Die Zahl der Henker verringerte sich und ihre Zuständigkeitsbereiche wurden größer. Im 19. Jahrhundert wurde aus dem Henker schließlich ein Beamter, der teilweise im gesamten Land eingesetzt wurde. Dalman war am Beginn seiner Amtszeit nur in Stockholm und im Landkreis Vastmanland tätig. Später war er auch für die Grafschaften Gotland, Kalmar, Gävleborg, Jämtland, Västernorrland und Blekinge zuständig und er verrichtete seine Dienste auch in anderen Teilen Schwedens. Dalman verdiente rund 1700 Kronen im Jahr. In den letzten zehn Jahren seiner Anstellung als Scharfrichter wurden keine Hinrichtungen mehr ausgeführt. Im Jahr nach seinem Tod wurde die Todesstrafe für Verbrechen in Friedenszeiten abgeschafft, im Jahr 1973 auch für Verbrechen in Kriegszeiten.
Die letzte Hinrichtung einer Frau durch Dahlman fand im August 1890 statt. Die Frau hieß Anna Månsdotter. Anna Månsdotter wurde als Strafe für ihr Verbrechen, den Mord an ihrer Schwiegertochter, enthauptet. Der Fall wurde berühmt, nicht nur wegen des Mordes selbst, sondern auch, weil Månsdotter und ihr Sohn eine inzestuöse Beziehung hatten.
Anatole Deibler
Anatole François Joseph Deibler (* 29. November 1863 in Rennes; + 2. Februar 1939 in Paris) war von 1899 bis 1939 Scharfrichter Frankreichs. Deibler nahm an der Exekution von 395 Menschen teil, davon bei 299 Exekutionen als leitender Scharfrichter.
Anatole Deibler war der Sohn von Louis Deibler, der 1863 Scharfrichter der Bretagne geworden war, und Zoé, geborene Rasseneux, deren Vater Scharfrichter in Algerien war.
Mit Wirkung zum 1. Januar 1871 trat ein von Justizminister Adolphe Crémieux eingebrachtes Gesetz ("la loi Crémieux") in Kraft, das alle regionalen Scharfrichter (mit Ausnahme von Korsika und Algerien sowie den Kolonien) abschaffte und sämtliche Enthauptungen in die Hände eines "exécuteur en chef des arrêts criminels" legte. Dieser arbeitete mit zwei Assistenten erster Klasse und drei Assistenten zweiter Klasse zusammen, mit der Guillotine reiste das Team zu den Vollstreckungen in ganz Frankreich. An einer Hinrichtung wirkten außer dem Scharfrichter selbst jeweils ein Assistent erster Klasse und zwei Assistenten zweiter Klasse mit.
Im Alter von zwölf Jahren nahm Anatole, dessen Vater seit 1871 als Scharfrichterassistent tätig war, in Paris eine Arbeit als Kleidungsverkäufer auf. 1879 wurde Louis Deibler exécuteur en chef, am 31. März 1882 ließ er seinen Sohn Anatole im Hinblick auf eine mögliche Assistententätigkeit bei der Enthauptung des Mörders Pierre Lantz in Versailles zuschauen. Von 1882 bis 1885 leistete Anatole Deibler seinen Militärdienst ab, danach arbeitete er ab September 1885 in Algerien als Assistent bei seinem Großvater mütterlicherseits. Bis zu Rasseneux' Tod im Herbst 1890 wirkte er an 18 Hinrichtungen mit. Zum 1. November 1890 wurde er dann von seinem Vater zum Assistenten zweiter Klasse nach Paris berufen. Dort assistierte er erstmals bei der Enthauptung des Mörders Michel Eyraud am 3. Januar 1891.
Am 5. April 1898 heiratete er Rosalie Rogis, die ebenfalls einer renommierten Scharfrichterdynastie entstammte. Zwei ihrer Brüder berief er später zu seinen Assistenten.
Deibler starb 1939 im Alter von 75 Jahren an einem Herzinfarkt in einer U-Bahn-Station. Er war auf dem Weg, eine Hinrichtung durchzuführen.
Johann Reichhart
Johann Baptist Reichhart (* 29. April 1893 in Wichenbach bei Wörth an der Donau; + 26. April 1972 in Dorfen) war ein deutscher Scharfrichter. Er war von 1924 bis 1946 staatlich bestellter Scharfrichter in Bayern und richtete insgesamt 3165 Menschen im staatlichen Auftrag hin. Reichhart arbeitete als Henker für die Weimarer Republik, für die Nazis und später für das US-Militär in Deutschland.
In der NS-Zeit richtete er auch außerhalb Bayerns zahlreiche Menschen hin, darunter viele, die wegen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus zum Tod verurteilt worden waren. Zu den zahlreichen bekannten, von Reichhart hingerichteten Persönlichkeiten gehören auch die Geschwister Scholl. Nach Kriegsende setzte er seine Arbeit im Auftrag der Alliierten fort und vollstreckte 156 Hinrichtungen verurteilter nationalsozialistischer Kriegsverbrecher.
Reichhart entstammte einer bayerischen Abdecker- und Scharfrichtersippe, die bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückzuverfolgen ist. Sein Vater (+ 1902) besaß in der Einöde Wichenbach bei Tiefenthal eine kleine Landwirtschaft und arbeitete im Nebenerwerb als Wasenmeister. Johann besuchte die Volks- und die Feiertagsschule in Wörth an der Donau und schloss beide mit Erfolg ab. Er machte eine Lehre als Metzger.
Reichhart übernahm im April 1924 in Bayern das Amt des Scharfrichters von seinem Onkel Franz Xaver Reichhart (1851-1934). Bestellt vom bayerischen Justizministerium, wurde Reichhart mit 150 Goldmark je Hinrichtung, zehn Mark Tagesspesen und kostenloser Eisenbahnfahrkarte 3. Klasse entlohnt. Bei Hinrichtungen in der Pfalz durfte er auch per Schnellzug anreisen.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten unterschrieb Reichhart am 22. Juni 1933 einen neuen Vertrag mit dem Bayerischen Justizministerium. Er erhielt nun ein festes, deutlich höheres Jahresgehalt, zahlbar in monatlichen Beträgen. Nach einer Anfrage des sächsischen Justizministeriums wurde Reichhart am 18. Juli 1933 bewilligt, dass er auch in Sachsen richten durfte.
Das Reichsjustizministerium teilte mit Erlass vom 25. August 1937 die Zuständigkeitsgebiete neu ein und benannte drei Scharfrichter. Ernst Reindel war zuständig für die zentralen Hinrichtungsstätten in Berlin, Breslau und Königsberg, Friedrich Hehr war zuständig für die Hinrichtungen in Butzbach, Hamburg, Hannover und Köln. Reichhart wurde benannt für die Hinrichtungen in München, Dresden, Stuttgart und Weimar. Nach dem Anschluss Österreichs verfügte der Reichsjustizminister am 19. Februar 1939 die Änderung der Gebietseinteilung. Reichhart gab Weimar an Friedrich Hehr ab und übernahm zusätzlich Wien und Frankfurt (Frankfurt ersetzte Butzbach).
Reichhart vollzog vertretungsweise auch Hinrichtungen in Köln, Frankfurt-Preungesheim, Berlin-Plötzensee, Brandenburg-Görden und Breslau, wo ebenfalls zentrale Hinrichtungsstätten eingerichtet worden waren.
Von 1938 bis 1944 war er auch zuständiger Scharfrichter für die zentralen Hinrichtungsstätten in Wien und Graz. Insgesamt vollstreckte er seit 1924 während der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus 2951 Todesurteile mit der Guillotine und 59 mit dem Galgen. Unter den Verurteilten waren 250 Frauen. Er richtete auch Hans und Sophie Scholl hin (+ 22. Februar 1943), die bekanntesten Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose. Reichhart äußerte später, er habe noch nie jemanden so tapfer sterben sehen wie Sophie Scholl.
Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler stieg die Zahl der Hinrichtungen stark an. Entsprechend der seit Dezember 1944 gültigen Einteilung war Reichhart als verantwortlicher Scharfrichter der "zentralen Hinrichtungsstätte für den Vollstreckungsbezirk VIII" (mit den Standorten München-Stadelheim, Untersuchungsgefängnis Stuttgart und Zuchthaus Bruchsal) vorgesehen.
Nach Kriegsende wurde Reichhart im Mai 1945 von Angehörigen der US-Armee verhaftet und für eine Woche in das Gefängnis München-Stadelheim gebracht. Danach wurde er von der US-Militärregierung in Deutschland bis Ende Mai 1946 weiterbeschäftigt. Er hängte rund 20 zum Tode verurteilte Kriegsverbrecher im Gefängnis Landsberg am Lech am Galgen. Formal war er weiterhin Scharfrichter des Freistaates Bayern, ohne in dieser Funktion tätig zu werden. Ende Mai 1946 will Reichhart erfahren haben, dass er infolge einer Namensverwechslung zwei Unschuldige hingerichtet habe. Seitdem vollstreckte er keine Hinrichtung mehr.
Robert G. Elliot
Robert Greene Elliott (* 27. Januar 1874; + 10. Oktober 1939) war in der Zeit 1926 bis 1939 'state electrician' (d.h. Henker) des US Bundestaates New York und für Nachbarstaaten, die den elektrischen Stuhl benutzten, einschließlich New Jersey, Pennsylvania, Vermont und Massachusetts.
Elliott wurde in Hamlin, New York, als Sohn der irischen Einwanderer Thomas Elliott und Martha Jane Elliott (geborene Rowley) geboren. Er wurde im Gefängnisdienst als normaler Elektriker angestellt, der schließlich für das Kraftwerk im Dannemora-Gefängnis im Bundesstaat New York verantwortlich war. In dieser Funktion unterstützte er den first "state electrician" (executioner) Edwin Davis aus der Ferne bei den Stromschlägen im Dannemora State Prison.
Die persönliche Beziehung zu Davis kam Elliott kam ihm letztendlich zugute, als er sich 1926 um die Stelle eines "state electrician" bewarb.
Am 28. Januar 1926 amtierte er bei seiner ersten Hinrichtung, mit einem doppelten Stromschlag bei Emil Klatt und Luigi Rapito. Obwohl er keine Maske oder eine Kapuze trug, versuchte er zunächst, seine Identität zu verbergen, ohne seinen Namen zu verraten.
Elliott wird zugeschrieben, die gerichtliche Ausführung durch Stromschlag perfektioniert zu haben, was als "Elliott-Methode" bekannt wurde. Der erste Stromstoß erfolgte bei 2000 Volt und hielt ihn für 3 Sekunden. Dann senkte er die Spannung für eine Minute auf 500 Volt; erhöhte sie für weitere 3 Sekunden auf 2.000 Volt; senkte die Spannung wieder für eine Minute auf 500 Volt; dann hob sie wieder auf 2000 Volt für ein paar Sekunden, bevor er den Strom abschaltete.
Diese Technik wurde auch von seinen beiden Nachfolgern verwendet. Elliotts Methode sollte das Opfer in einem Augenblick mit dem ersten massiven Schock bewusstlos machen, während die untere Spannung die lebenswichtigen Organe bis zu einem Punkt erhitzte, an dem das Leben ausgelöscht wurde, ohne übermäßige Körperverbrennungen zu verursachen. Dieser oszillierende Schockzyklus führte zum Kreislaufstillstand.
Elliott, ein begeisterter Gärtner und ein ruhiger Familienvater, führte ein Elektrounternehmen und behauptete, nie mehr als ein Instrument der Menschen gewesen zu sein, als er eine Hinrichtung durchführte. Trotz seiner Berufung war er zutiefst mit der Todesstrafe nicht einverstanden und sagte, dass sie keinem nützlichen Zweck gedient habe. In seinen Memoiren schrieb Elliott: "Ich hoffe, dass der Tag nicht weit entfernt ist, wenn die legale Tötung, sei es durch Stromschlag, hängen, tödliches Gas oder jede andere Methode in den Vereinigten Staaten verboten ist."
Elliott ist auch bekannt für die Hinrichtung von Julius und Ethel Rosenberg, Amerikanern, die für die Sowjets spionierten. Er richtete 387 Personen hin, darunter Sacco und Vanzetti, Ruth Snyder, Irene Schroeder und Bruno Hauptmann. Bald nach der Hinrichtung von Sacco und Vanzetti deponierten unbekannte Personen eine Bombe unter seinem Haus, die seine Veranda zerstörte. Einige Zeit später bezahlte der Staat New York einen 24-Stunden-Wachmann.
Albert Pierrepoint
Albert Pierrepoint (* 30. März 1905 in Clayton, Bradford; + 10. Juli 1992 in Southport) war von 1932 bis 1956 Henker für das Vereinigte Königreich. Mit rund 450 Exekutionen, die ihm zugeschrieben werden, war er der meistbeschäftigte Henker seines Landes.
Ab 1874 erhielten Henker in Großbritannien keine feste Besoldung mehr (sie hatten keinen Beamtenstatus), sondern nur eine bestimmte Summe pro Hinrichtung. Pierrepoint verdiente also seinen Lebensunterhalt ebenso wie seine unmittelbaren Vorgänger in einem anderen Beruf. Er arbeitete anfangs als Auslieferungsfahrer eines Gemüsegroßhändlers, später als Gastwirt in Oldham bei Manchester und Much Hoole bei Preston.
Albert Pierrepoint führte einige hochkarätige Hinrichtungen durch, darunter John Haigh (der "Säurebad-Mörder"), John Christie (der "Rillington Place Strangler") und Gordon Cummins (der "Blackout Ripper"), um nur einige zu nennen.
Neben seiner Arbeit im Vereinigten Königreich führte Pierrepoint auch Hinrichtungen im Mountjoy-Gefängnis in Dublin im irischen Freistaat und der späteren Republik Irland durch; für die britischen Kolonialbehörden in Gibraltar; in der Suezkanalzone, Ägypten; im Gefängnis Graz-Karlau in Österreich; und vor allem in der britischen Besatzungszone Deutschlands, in Hameln, wo er 156 deutsche Kriegsverbrecher hinrichtete. Pierrepoint reiste mehrmals nach Hameln und richtete zwischen Dezember 1948 und Oktober 1949 226 Menschen hin, oft mehr als 10 pro Tag und mehrmals Gruppen von bis zu 17 an zwei Tagen.
Im September 1946 reiste Pierrepoint nach Graz, Österreich, um das Personal des Gefängnisses Karlau in der britischen Form des "long-drop hanging" zu schulen. Zuvor hatten die Österreicher eine andere Methode eingesetzt, bei dem die hingerichteten Männer erstickten. Albert Pierrepoint führte vier Doppelexekutionen von Gefangenen durch, wobei Österreicher als Assistenten fungierten.
Trotz Pierrepoints Sachkenntnis als Henker und seiner Erfahrung mit der Hinrichtung deutscher Kriegsverbrecher in Hameln wurde er nicht als Henker für die Vollstreckung der bei den Nürnberger Prozessen verhängten Urteile ausgewählt. Der Auftrag ging an einen Amerikaner, Master Sergeant John C. Woods, der relativ unerfahren war. Die Presse wurde eingeladen, den Vorgang zu beobachten, und später wurden Bilder verbreitet, die darauf schließen ließen, dass die Hängungen schlecht durchgeführt worden waren. Es dauerte 20 Minuten, bis Wilhelm Keitel starb, nachdem sich die Falltür geöffnet hatte; Die Falle war nicht breit genug, so dass einige der Männer beim Fallen gegen die Kanten prallten - mehr als einer Person wurde dabei die Nase abgerissen - und andere erdrosselt wurden, anstatt sich das Genick zu brechen.
Abschaffung der Todesstrafe
Josef Lang (* 11. März 1855 in Simmering bei Wien; + 21. Februar 1925 ebenda) war der letzte Scharfrichter Österreich-Ungarns. Er übte dieses Amt von 1900 bis zum Ende der Monarchie 1918 aus und vollstreckte in dieser Zeit 39 Todesurteile.
Die Todesstrafe wurde in Österreich 1787 abgeschafft, 1795 jedoch wieder eingeführt. Im Gegensatz zu anderen Ländern mit einem Mindestalter von 18 Jahren wurde das Mindestalter für die Hinrichtung in Österreich durch das 1919 erlassene Habsburgergesetz auf 20 Jahre festgelegt. Die Hinrichtungsmethode in Österreich war bis zur Annexion durch Nazi-Deutschland (1938-1945) Hängen, danach Enthauptungen durch die Guillotine. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Hängen von den Briten wieder eingeführt. Der letzte in Österreich hingerichtete Mensch war Johann Trnka (1912-1950). Der letzte in Vorarlberg hingerichtete Mensch war Johann "Egon" Ender (1925-1947).
Abschaffung der Todesstrafe in den genannten Ländern:
- Österreich: Die Todesstrafe wurde in Österreich im Jahr 1950 abgeschafft.
- Schweiz: Die Schweiz hat die Todesstrafe 1942 für zivile Straftaten und 1992 für militärische Straftaten abgeschafft.
- Italien: Die Todesstrafe wurde 1948 abgeschafft.
- Frankreich: Die Todesstrafe wurde 1981 endgültig abgeschafft.
- England: In England wurde die Todesstrafe 1965 für Mord abgeschafft.
- Niederlande: Die Todesstrafe wurde 1870 abgeschafft.
- Ungarn: Die Todesstrafe wurde 1990 abgeschafft.
- Jugoslawien: Die Todesstrafe wurde in den meisten jugoslawischen Teilrepubliken vor 1992 abgeschafft.
- Tschechoslowakei: Die Todesstrafe wurde 1990 abgeschafft.
- Spanien: Die Todesstrafe wurde 1978 abgeschafft.
In 88 Ländern weltweit gibt es heute noch eine per Gesetz geregelte Todesstrafe. In 23 Ländern wird die Todesstrafe seit mindestens 10 Jahren nicht mehr ausgeführt, obwohl es durchaus noch Verurteilungen geben kann. Im Jahr 2022 wurden weltweit über 3000 Menschen zum Tode verurteilt und mindestens 1873 tatsächlich hingerichtet.
Heutzutage setzen sich viele Menschen für die Abschaffung der Todesstrafe ein, um solche barbarischen Praktiken zu beenden.
Quelle: Wikipedia