Alter Friedhof in Freiburg

Die Gesellschaft der Freunde und Förderer des Alten Friedhofes in Freiburg im Breisgau e.V. hat Fotografien der einzelnen Grabmale ins Internet gestellt.

Quelle: https://www.alter-friedhof-freiburg.de/

Im Jahr 1904 erstellte Berthold Stoehr ein erstes Verzeichnis von den damals über 3500 vorhandenen Grabmalen mit Namen und Inschriften. Die Stadt Freiburg beauftragte in den frühen 1980er Jahren des 20. Jahrhunderts Thomas Schwarz (mit Ines Heim), alle noch existierenden Grab- und Denkmale mit Nummern zu versehen sowie Inschriften und Material zu erfassen. Dieses Inventar verzeichnet noch etwa 1170 Grabmale. Zeitgleich wurden die Stücke von Rüdiger Buhl einzeln fotografiert. Diese Fotografien wurden von Hans-Jürgen Treppe eingescannt und von Irmela Schreiber nummeriert. Die Original-Abzüge befinden sich im Stadtarchiv Freiburg.

Nonnengruft am Alten Friedhof in Freiburg

Der Alte Friedhof im Norden Freiburgs wurde nach seiner Stilllegung zur Parkanlage umgewidmet. Fast zwei Jahrhunderte lang (1683 bis 1872) wurden hier Freiburger Bürgerinnen und Bürger beigesetzt. Er ist sowohl Natur- als auch Kulturdenkmal. Dass diese „Grüne Lunge“ im Mittelpunkt Freiburgs noch existiert und keinem „Bauboom“ zum Opfer fiel, soll damit zusammenhängen, dass der berühmte Freiburger Architekt und Barockkünstler Johann-Christian Wenzinger verfügte, er hinterlasse sein großes Vermögen nur dann dem Freiburger Stiftungsfond, wenn sein Grab „auf ewige Zeiten“ auf dem alten Friedhof gesichert sei.

Ein Besuch des alten Friedhofes bedeutet einen Gang durch Freiburgs Geschichte und Kunstgeschichte vom Barock bis zum Neoklassizismus. Hier lässt sich an den vielen noch vorhandenen Grabmälern ablesen, welche Glaubenseinstellung und Geisteshaltung vorgeherrscht hatte und welches Verhältnis zum Tod als „Bruder des Schlafes“ bestand. Die Michaelskapelle inmitten des Friedhofes wurde 1720 erbaut, im 2. Weltkrieg schwer zerstört, aber originalgetreu wieder aufgebaut. Viele z. T. grausige Geschichten ranken sich um die Grabstätten auf dem alten Friedhof. Es lohnt sich deshalb, an einer Führung teilzunehmen.

Der Alte Friedhof in Freiburg war zwischen 1683 und 1872 Hauptfriedhof der Stadt. Heute sind nur noch wenige Friedhöfe aus dem 17. bis 19. Jahrhundert erhalten. Daher ist der Alte Friedhof nicht nur eine außergewöhnliche Kostbarkeit der Stadt, sondern auch von überregionaler kulturhistorischer Bedeutung. Er ist ein Dokument für Kunst, Geschichte und Geisteshaltung, aber auch für die Glaubenseinstellung der Menschen der damaligen Zeit. Die Grabsteine halten die Erinnerung wach an Freiburger Familien und Persönlichkeiten sowie an geschichtliche Ereignisse von regionaler und überregionaler Bedeutung. Besucher des Alten Friedhofes finden Namen von Familien, die einst in Freiburg von Bedeutung waren und deren Nachkommen teilweise noch heute hier leben. Sie entdecken dort die Gräber alter Adelsgeschlechter (der Graf von Kageneck, von Gleichenstein, von Reck u.a.) und bekannter Bürgerfamilien (Pyhrr, Krebs, Keller, Ganter, Federer, Marbe, Brenzinger, Buisson u.a.)

Eine Reihe von Namen erinnern an Persönlichkeiten, die im Leben der Stadt als Universitätsprofessoren, Gelehrte, Verleger, Politiker oder Künstler eine Rolle spielten (Johann Christian Wentzinger, Hofrat Karl von Rotteck, die Verleger Bartholomä Herder und Hermann Meinrad Poppen, die Universitätsprofessoren Joseph Anselm Feuerbach, Johann Georg Jacobi, Alexander Ecker, Thaddäus Rinderle u.a.). Einige Grabstätten weisen auf historische Ereignisse hin: Französische Revolution, 1848er Revolution, Deutsch-Französischer Krieg, die Wahl Freiburgs zum 1821 neu geschaffenen Bischofssitz nach der Auflösung des Bistums Konstanz.

Bekannt sind die mit dem Alten Friedhof verknüpften Geschichten über Liebe und Tod, die der Volksmund erzählt, wie die zu Herzen gehende Liebesgeschichte der jungen Caroline Walter, deren Geliebter nach deren Tod täglich am Grabmal des schlafenden Mädchens Blumen niedergelegt haben soll oder die Sage um den unheimlich gestalteten steinernen Totenschädel am Kreuz vor der Michaelskapelle, der schon immer die Phantasie der Friedhofsbesucher beschäftigt hat. Sie berichtet von dem Mord an einem alten Schmied, dessen junge Frau in sündiger Liebe zu seinem Schmiedegesellen entbrannt war.

Die künstlerische Gestaltung der Grabdenkmäler zeigt heute noch gültige Sinnbilder von Trauer und tröstlicher Botschaft (den weinenden Putto, den Tod als Bruder des Schlafes, das Seelengeleit durch einen Engel oder einen Todesjüngling). Häufig finden sich auf den Grabsteinen ein Nebeneinander verschiedener Stil- und Kunstformen: christliche Symbole (Auge Gottes, Kreuzigungs- und Auferstehungsszenen, u.a.) neben antiken Motiven, die vom Geist des Klassizismus geprägt sind (die geknickte verlöschende Fackel, der Schmetterling u.a.)