Das erste Auftreten der Welsperger versetzen verschiedene Chronisten - vielleicht unter dem Einfluss zeittypischer genealogischer Studien, die auf die besondere Neigung Maximilians I. zurückzuführen waren, der für viele der großen europäischen Adelsfamilien sogar vorrömische Abstammung postulierte - in die Zeit der Frankenherrschaft und nennen dabei einen gewissen Welfo, der von König Clothar II. in den burgundischen Adel erhoben worden sein soll.
Sodann wird von toskanischen Ursprüngen berichtet: Die Welsperger entstammten demnach einer Familie, die von Etrurien nach Rätien gezogen wäre und nach verschiedenen Fährnissen den Tiroler Raum erreicht habe.
Wenn wir von den mehr oder weniger phantasievollen Berichten Abstand nehmen und im Bereich der belegbaren Geschichte bleiben, finden wir als Gründer oder Stammvater des Hauses der späteren Grafen Welsperg einen gewissen Otto, der 1140 gemeinsam mit seinen zwei Söhnen Swideger und Otto II. erwähnt wird, wie eine Traditionsnotiz des Klosters Neustift bezeugt.
Im Jahre 1140 haben die Brüder Swideger und Otto II. von Welsperg auf einem Felsvorsprung oberhalb des Ortes Welsberg im Pustertal das Schloss errichtet, das von da an für 800 Jahre im Familienbesitz bleiben sollte. Die Herren von Welsperg gehören zu den bedeutendsten adeligen Familien Tirols. Als Untervögte der Grafen von Görz und Tirol begann ihr politischer und gesellschaftlicher Aufstieg. Durch kluge Heiratspolitik sowie geschickte Handels-, Bergbau- und Verwaltungstätigkeit vergrößerten sie anschließend ihr Vermögen und ihre Bedeutung.
Ihre Herrschaftsmittelpunkte waren der Burgfrieden von Welsperg und ab 1298 das Gericht und die Burg Heinfels, sowie ausgedehnte Besitzungen diesseits und jenseits des Brenners. Als Richter tauchten sie erst ab dem Jahr 1282 auf, wonach sie in der zweiten Hälfte des 14. Jh. dieses Amt wieder verloren.
Stammvater Otto von Welsperg könnte ungefähr im Jahre 1100 zur Welt gekommen sein. Im Stammbaum-Netzwerk von verwandten.info umfasst die Ahnenline 27 Generationen und 257 Nachkommen.
Otto II. von Welsperg könnte ungefähr im Jahre 1133 zur Welt gekommen sein. Swideger, der einzige Sohn Ottos II., wird in Urkunden von 1178 und 1204 erwähnt . Er hatte zwei Söhne: Heinrich, dessen Zweig mit dem Tode seines Enkels Otto V. ausstarb, und Ulrich, dessen Stamm sich in der Familie der späteren Grafen Welsperg fortsetzte. Bei der Erbteilung erhielt Ulrich als Apanage die Burgen und Ansitze Meisenreut, Zellheim und Welsperg.
Siegmund IV. Johann von Welsperg (1552-1613) ist der 12x UrEnkel des Stammvaters Otto von Welsperg.
Im Jahre 1590 ehelichte er in Trient Klara von Hohenems (1571-1604), eine Tochter des Grafen Jakob Hannibal I. von Hohenems (1530-1587) und dessen Gemahlin Hortensia Borromeo (1550-1578).
Zur Hochzeit waren zahlreiche Botschafter und 3.600 Geladene anwesend, die das Ereignis acht Tage lang feierten.
Die Bedeutung der Familie Welsperg zeigte sich damals auch durch die diplomatischen Funktionen die Siegmund IV. bekleidete, der an verschiedenen europäischen Höfen als Botschafter Kaiser Rudolphs II. agierte.
Siegmund IV. Johann Freiherr von Welsperg und Primör verstarb im Jahre 1613 im Alter von 61 Jahren. Nach seinem Tod wurden die Güter und Besitzungen der Familie Welsperg 1618 unter den Söhnen Jakob Hannibal und Siegmund Wolfgang aufgeteilt.
Dies war die letzte der großen Erbteilungen der Familie Welsperg. Jakob Hannibal, der das Gericht Primör erhielt, setzte die Linie Primör fort, die erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausstarb.
Christoph Sigmund von Welsperg (1623-1675) ist ein 14x UrEnkel des Stammvaters Otto von Welsperg.
Er war in erster Ehe mit Maria Anna Katharina von Raitenau verheiratet. Sie war eine UrEnkelin des kaiserlichen Oberst Hans Werner III. von Raitenau (1525-1593). Aus dieser Ehe stammen sechs Kinder.
Maria Anna Katharinas Bruder, Rudolf Hannibal Graf von Raitenau (1632-1671), der 1671 ohne Nachkommen starb, setzte seinen Schwager Christoph Sigmund von Welsperg als Erben ein, der daraufhin den Titel Graf Raitenau führte und dem Familienwappen die letzte Form gab.
Die Güter der Raitenau umfassten die Herrschaft Langenstein in der Nähe des Bodensees: Das gleichnamige Schloss enthielt eine Porträtsammlung von Mitgliedern der Familie Welsperg, angefangen von Guidobald I., Sohn des Christoph Siegmund.
Graf Christoph Siegmund von Welsperg-Raitenau und Primör verstarb im Jahre 1675 im Alter von 52 Jahren.
Der Grabstein des Grafen und seiner Gattin Maria Anna Catharina geb. Gräfin auf Reitenau, Rosegg und Langenstain befindet sich bei der Pfarrkirche von Bruneck in Südtirol.
Guidobald I. Anastasius von Welsperg-Raitenau Primör (1658-1731) ist ein Sohn des Christoph Sigmund von Welsperg (1623-1675) und somit ein 15x UrEnkel des Stammvaters Otto von Welsperg. Mit ihm erlebte die Familie den Höhepunkt der Machtentfaltung, denn er war offizieller Kämmerer und Berater des Kaisers Leopold I. (1640-1705). Dieser verlieh ihm am 15. April 1693 den Titel eines Reichsgrafen des Heiligen Römischen Reiches, mit dem Prädikat "Welsberg-Raitenau-Primör".
Aus der Ehe mit Maria Ursula von Spaur und Flavon (1658-1731) stammen sieben Kinder. Guidobalds Sohn, Karl Guidobald (1678-1723), überlebte seinen Vater nicht, der dann das Familienerbe seinem Enkel Joseph Ignaz (1702-1760) überließ.
Joseph Ignaz von Welsperg (1702-1760) ist ein 17x UrEnkel des Stammvaters Otto von Welsperg. Er kam als Sohn des Karl Guidobald I. von Welsperg und dessen Gemahlin Maria "Violanta" Fugger zur Welt.
Joseph Ignaz war zweimal verheiratet. 1728 ehelichte er Marie "Gabriela" von Sprinzenstein (1704-1740), die Schloß Lichtenau als Aussteuer mitbrachte. Aus dieser Ehe stammen sieben Kinder. Seine Gattin verstarb am 20. August 1740 im Alter von 35 Jahren. Die zweite Ehe ging er mit Maria von Waldburg-Wolfegg ein.
Joseph Ignaz von Welsperg verstarb im Jahre 1760 im Pustertal. Er hatte drei männliche Nachkommen, von denen der erste, Anton von Welsperg, im Siebenjährigen Krieg in der Schlacht von Kolin starb.
Der zweite Sohn, Johann Joseph von Welsperg, wählte den Weg der Kirchenwürde: Er wurde 1749 Domherr von Trient, 1762 Domherr von Passau, 1796 Domdekan und Statthalter von Passau und nicht zuletzt Prior von San Martino di Castrozza. In der Geschichtsschreibung erscheint er als Persönlichkeit von hoher Kultur, als eifriger Gelehrter, Philosoph und Schutzherr der Literatur und der Künste. Es heisst, dass ihn das Domkapitel von Passau zweimal für das Bischofsamt vorschlug, dass er aber in beiden Fällen die Ernennung ablehnte. Dieser Hinweis findet jedoch keine Bestätigung in den Urkunden des Bischofsordinariats der Stadt.
Der intensive Briefwechsel mit seinem Bruder zeugt jedoch von seiner großen Bildung im künstlerischen Bereich und von seiner Leidenschaft als Sammler von Kunstwerken. Der besondere Charakter dieser Persönlichkeit geht auch aus seinem mutmaßlichen Beitritt zur Freimaurerloge von Wien hervor.
Im Gegensatz zu seinem Vater wird er von manchen Historikern seiner Zeit als "großer Gegner des österreichischen Herrscherhauses und Anhänger des Reichs Bayern bezeichnet" - vielleicht wegen der Intensität, mit der er ausschließlich die Interessen des Klosters von Passau vertrat. Von seiner Mutter erbte er die Herrschaft von Lichtenau, die er dem Neffen Carl Anton vermachte. Ein Freskenbild auf dem Haus des Priorà von Imer aus dem Jahr 1751 hält die Erinnerung an ihn in Primiero wach.
Es fiel also Philipp, dem dritten Sohn von Josef Ignaz, die Aufgabe zu, das Geschlecht der Welsperg weiterzuführen. Auch er beteiligte sich an den ersten Schlachten des Siebenjährigen Krieges, wonach er den Staatsdienst wählte und die Diplomatenlaufbahn einschlug. Als Botschafter war er an verschiedenen europäischen Höfen tätig. Im Jahr 1806 starb er in Graz und überließ dem Sohn Carl Anton, der 1779 in Görz geboren wurde, die Aufgabe, sich der neuen Zeit zu stellen, die mit dem Auftreten Napoleons begann und Angriffe auf die Feudalprivilegien und das Eigentum der alten europäischen Adelshäuser mit sich brachte.
Karl Joseph Anton Welsperg von Primör und Raitenau (1779 -1873) ist ein 19x UrEnkel des Stammvaters Otto von Welsperg. Er wurde am 1. März 1779 als Sohn des Philipp Graf Welsperg von Primör und Raitenau und dessen Gemahlin Maximiliana Gräfin Wallis geboren.
Gemeinsam mit seinen jüngeren Brüdern Philipp und Heinrich kam er 1790 in die damals berühmte Stuttgarter Karlsschule, deren bekanntester Schüler einst Friedrich Schiller gewesen war. Nach der Ausbildung trat er in den Staatsdienst ein und wurde, als das Land Salzburg nach sechsjähriger Zugehörigkeit zu Bayern 1816 endgültig an das Kaisertum Österreich fiel, erster k.k. Kreishauptmann des damals der obderennsischen Landesregierung unterstellten Verwaltungskreises Salzburg (Salzachkreis).
Am 27. September 1831 ehrte ihn die Kreishauptstadt Salzburg "für seine Verdienste um die Neuorganisation des Magistrats und sämtlicher politischer Stellen des Kreises sowie für die "Linderung der Hungersnoth" zur Zeit der Theuerung vom Jahre 1816/17 und des die Stadt Salzburg im Jahre 1818 betroffenen Brand-Unglückes, die Verschönerung dieser Stadt und Gründung eines Taubstummen-Institutes daselbst und mehrerer wohltätiger Anstalten, den gedeihlichen Schutz über die hiesigen Stiftungen... die Emporbringung des Heilbades Gastein zum lebhaften Flore und endlich das große begonnene Werk der Austrocknung der Thäler von Gastein und Oberpinzgau's" zum Ehrenbürger der Stadt Salzburg. 1831 wurde er zum k. & k. Geheimen Rat ernannt und als Vizepräsident an das Gubernium Laibach (heute Ljubljana) versetzt.
Nach seinem Übertritt in den Ruhestand lebte er lange Zeit in Fiume und starb im Alter von 94 Jahren in Purkersdorf bei Wien.
Quellen: Auszüge aus "Die Welsperger - Ein Tiroler Adelsgeschlecht in Primör" aus dem Gleichnamigen Werk von Marco Toffol (2001), Universität Erlangen, Geneall.Net, Wikipedia, Literatur Austria
Die Genealogie der Welsperger befindet sich im Stammbaum-Netzwerk und im Familienbuch Adelsgeschlechter.